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Ortswappen Almhorst
Beschreibung des Wappens:
Grün - Gold geteilt, oben ein silbernes Lenkscheid mit goldenen Beschlägen, unten eine zweiblättrige grüne Hopfenranke mit zwei Dolden. (Wappenbuch des Landkreises Hannover 1985)
Anmerkung: Die Bezeichnung "Lenkscheid" ist nicht richtig für den abgebildeten Gegenstand. (Lenkscheit mit Schluß-T geschrieben in Pierers Universal-Lexikon 1857.) Der Heraldiker und Grafiker Alfred Brecht war eben kein Landwirt; doch seine Wortwahl blieb offenbar unwidersprochen, so daß die oben zitierte Beschreibung bis heute die "offizielle" Version ist. Abgebildet ist ein zweispänniger Schwengel (Sprachgebrauch im Calenberger Land), wie er für das Anschirren von zwei Pferden, z.B. vor einen Ackerwagen, gebraucht wurde. Die beiden kurzen Hölzer befanden sich hinter den Pferden und waren durch Ketten mit deren Zuggeschirr verbunden.
Erläuterung des Wappens:
Als Alfred Brecht ein Ortswappen für Almhorst entwerfen sollte, hat er zunächst nach einem Wappen oder Siegel der früheren Landadligen "von Almenhurst"gesucht, die bereits im 13. Jahrhundert ausgestorben sein sollen. Da er nicht fündig wurde, verwendete er den zweispännigen Schwengel (falsch als Lenkscheid bezeichnet) als Symbol für die seit dem Mittelalter währende landwirtschaftliche Prägung des Dorfes. Die Hopfenpflanze im unteren Teil des Wappens leitet er aus dem angeblich bezeugten Hopfenanbau in Almhorst ab.
Anmerkung: Seit dem 16. Jahrhundert ist der Flurname Hopfenbruch belegt (1531 urkundlich als Forst). Das Hopfenbruch (Bruch = sumpfiges Land) war ein Stück Feuchtwald westnordwestlich des Dorfes, von dem es im 18. Jahrhundert heißt, es sei mit Eichen und Erlen bestanden und recht verwahrlost. Nach der großen Flurbereinigung im 19. Jahrhundert (Gemeinheitsteilung und Verkoppelung) ist das Hopfenbruch abgeholzt und trockengelegt worden. Heute erstreckt sich dort (etwa im Bereich, wo die Hochspannungstrasse nach Südwesten abknickt) Ackerland.
Lehrer Harms schreibt 1918 in der Almhorster Schulchronik, daß in dem nördlich an das Hopfenbruch grenzenden Almhorster Forst ungewöhnlich viel wilder Hopfen zu finden sei. Und so wird vielleicht auch das Hopfenbruch seinen Namen vom wilden Hopfen bekommen haben, der unter günstigen Bedingungen zu starker Vermehrung durch Wurzelausläufer neigt. Der alte Flurname wurde in jüngerer Vergangenheit in einem Almhorster Straßennamen aufgegriffen.
Falls in Almhorst Hopfen angebaut worden sein sollte, wie Alfred Brecht zu wissen meinte, dann sicherlich nicht im Hopfenbruch. Für Hannover, wo schon im Mittelalter in großen Mengen Bier gebraut wurde, sind Hopfengärten im 16. Jahrhundert vor dem Ägidientor und dem Steintor bezeugt. Während im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit in Norddeutschland viel Hopfen angebaut wurde, liegen die Hauptanbaugebiete heute in Süddeutschland.
Norbert Saul, Stadtarchiv Seelze (März 2008)